Unternehmensnachfolge: Wie der Abschied vom Lebenswerk gelingen kann

Experten des Nachfolgenetzwerks Rems-Murr geben am Dienstagabend wertvolle Hilfestellung rund um die Betriebsübergabe

Backnang, 18. Oktober 2023

Geht ein Firmeninhaber in den Ruhestand, ist die Frage, wie es mit dem Unternehmen weitergeht. Von 2022 bis 2026 stehen laut Institut für Mittelstandsforschung deutschlandweit rund 190.000 Betriebe vor dieser Herausforderung oder haben diese bereits angepackt. In Baden-Württemberg sind es immerhin 27.000 Betriebe. Die Regelung der Nachfolge ist in jedem einzelnen Fall eine umfangreiche Aufgabe und braucht die Begleitung durch Experten. Das wurde beim Informations-Abend „Lebenswerk erhalten – Nachfolge gestalten“ des Nachfolgenetzwerks Rems-Murr am Dienstagabend (17.10.23) in der Hauptstelle der Volksbank Backnang deutlich.

Das Netzwerk wurde 2015 gegründet, um Unternehmerinnen und Unternehmer, die einen Betrieb abgeben oder übernehmen wollen, mit Beratung und Informationen zu unterstützen. Netzwerk-Partner sind die Industrie- und Handelskammer (IHK) Region Stuttgart/Bezirkskammer Rems-Murr, der Rems-Murr-Kreis, die Handwerkskammer Region Stuttgart, die Kreishandwerkerschaft Rems-Murr, die Kreissparkasse Waiblingen und die Volksbanken Raiffeisenbanken im Kreis.

„Eine Betriebsübergabe ist ein emotionales Thema. Es vereint Abschied und Neubeginn. Häufig geht es dabei um den Erhalt eines Lebenswerks und natürlich auch um das Sichern von Arbeitsplätzen“, sagte Jürgen Beerkircher als Vertreter der VR-Banken im Rems-Murr-Kreis bei seiner Begrüßung.

Als Experten machten Thomas Schmitt von der Handwerkskammer und Alexander Ummenhofer von der IHK deutlich, dass eine Unternehmensnachfolge „ein dynamischer und komplexer Prozess ist, vergleichbar mit einem Staffellauf“. Dieser sei nicht locker neben dem Tagesgeschäft zu stemmen. Eine nicht zu unterschätzende Facette sei die emotionale Seite des Themas: Wer eine Firma übergibt, muss sich von seinem Lebenswerk trennen und loslassen, auch wenn im Betrieb viel Herzblut steckt. Auch der Übernahmekandidat stehe vor gewichtigen Fragen: Kann ich die Kunden halten? Ziehen die Mitarbeiter mit? Bin ich dieser neuen Herausforderung gewachsen?

Thomas Schmitt und Alexander Ummenhofer machten gleichzeitig deutlich, dass bei aller Emotion ein strukturiertes Vorgehen auf beiden Seiten ein entscheidender Erfolgsfaktor ist. Wer einen Betrieb übergebe, tue gut daran, sein Unternehmen für einen Nachfolger möglichst attraktiv auszustellen und zum Beispiel Kundenbeziehungen zu festigen oder eventuell vorhandene Personalprobleme rechtzeitig zu lösen. Mögliche Hürden sollten auf beiden Seiten durchdacht und aus dem Weg geräumt werden, das Vorbereiten aller Unterlagen und ein möglichst detaillierter Zeitplan sollten neben vielen anderen Dingen ebenfalls auf der To-Do-Liste für eine erfolgreiche Betriebsübergabe stehen.

Gerade weil der Prozess so komplex ist, geht Dierk Mühlbacher, Bereichsleiter Firmenkundenberatung bei der Volksbank Backnang, von einer Dauer von rund fünf bis zehn Jahren für die Gestaltung und Abwicklung einer Firmenübergabe aus. Deshalb sei es ratsam, so Mühlbacher in seinem Vortrag, sich nicht erst mit gut 70 Jahren mit dem Thema zu beschäftigen, sondern schon mit Mitte 50. „Es ist deutlich besser, aus der Stärke heraus zu agieren als unter großem Zeitdruck“, so Mühlbacher.

Auf dem Weg zu einer erfolgreichen Betriebsübergabe könne es zwar durchaus Hindernisse geben, diese müssten aber nicht zwingend das ganze Vorhaben unmöglich machen. Wenn es zum Beispiel um die Finanzierung gehe, sollten alle Kreditfördermöglichkeiten mit einbezogen werden.

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